Responsive Layouts ohne Webflow Breakpoints
Stell dir folgendes Szenario vor: Du hast eine nahezu perfekte Webseite in Webflow erstellt; ausgestattet mit interaktiven Karten, einer dynamischen Navigation und einem Grid voller Produktbilder. Doch sobald du zum Tablet-Breakpoint wechselst, treten die ersten Probleme auf: Das Layout overflowt, ungewollte Textumbrüche entstehen und die Interaktionen fühlen sich klobig an.
In den letzten fünf Jahren bin ich genau auf diese Probleme unzählige Male gestoßen, weil ich mich auf die pixelbasierten Breakpoints in Webflow verlassen habe, um Designs responsiv zu gestalten.
Zu unserem Glück bietet modernes CSS jedoch eine Handvoll Methoden, die Layouts basierend auf der tatsächlichen Containergröße anpassen, und nicht auf fixen Pixelwerten. Damit lässt sich jede Webseite nachhaltig für das breite Spektrum an Bildschirmgrößen optimieren, von Ultra-wide-Monitoren bis hin zu faltbaren Handys.
Deswegen werfen wir in diesem Artikel einen umfassenden Blick auf die Einschränkungen pixelbasierter Breakpoints und entdecken drei bahnbrechende CSS-Eigenschaften:
- Flexbox-Verhalten mit Flex-child
- Container-Queries mit Container-type: Inline-size
- Dynamische Grid-Layouts mit Grid-template-columns
Dabei gehe ich explizit auf die Vorteile, Nachteile und empfohlenen Use Cases für jede Eigenschaft ein, damit du informierte Entscheidungen für deine Projekte treffen kannst und diese performant, responsiv sowie zukunftsorientiert gestaltest.
Schnall dich an, denn es wird Zeit, einfache Webflow-Breakpoints hinter uns zu lassen und Layouts zu bauen, die mit dem Web wachsen.
Schon gewusst? Ich habe für diesen Artikel ein interaktives Webflow Cloneable erstellt, damit du selbst ein wenig herumprobieren kannst
Die Probleme mit pixelbasierten Breakpoints in Webflow
Was sind pixelbasierte Breakpoints?
Pixelbasierte Breakpoints bilden das Grundgerüst vieler No-Code-Tools wie Webflow und ermöglichen die Entwicklung responsiver Webseiten. Dahinter stecken CSS-@media-Queries, die bestimmte Klassen und Eigenschaften basierend auf der Bildschirmgröße auf Elemente anwenden. In Webflow sind diese Etappen wie folgt aufgeteilt:
Dieser frühe Ansatz ermöglichte schnelle Anpassungen, wie die Veränderung von Schriftgrößen oder die Sichtbarkeit von Elementen auf kleineren Bildschirmen. Doch seither sind Geräte und damit auch Bildschirmgrößen wesentlich diverser geworden, wodurch Breakpoints zunehmend an ihre Grenzen stoßen.
Nachteile in der Praxis
Zunächst leidet die Performance der Seite. Sobald die Bildschirmgröße einen pixelbasierten Breakpoint überschreitet oder unterschreitet, werden große Teile der Seite neu gerendert, und Inhalte verschieben sich unkontrolliert (Cumulative Layout Shift). Dadurch steigen die Anforderungen an mobile Endgeräte, die ohnehin über begrenzte Rechenleistung verfügen.
Außerdem generiert Webflow für jede Klasse, die auf einem Breakpoint angepasst wird, neuen CSS-Code für diese Veränderung. Während ein paar Zeilen Extracode hier und da keinen großen Unterschied machen, summiert sich dieser Effekt schnell auf und resultiert in Tausenden von Snippets über alle Klassen und Breakpoints der Webseite hinweg, was die Ladegeschwindigkeit weiter beeinträchtigt.
Die Responsiveness leidet ebenfalls unter statisch definierten Breakpoints. Da diese von der Bildschirmgröße abhängen, ignorieren sie die tatsächliche Größe einer Komponente und passen diese nur an, sobald die nächste Schwelle erreicht wird und Eigenschaften manuell überschrieben werden. Dies führt zu Fragen und Problemen wie:
- Was, wenn mein Element in einer Navigation platziert ist, die auch auf großen Bildschirmgrößen nur 300px breit ist?
- Wie verhält sich mein Layout, wenn die Bildschirmgröße gleich bleibt, der Nutzer jedoch seine Schriftgröße skaliert?
- Wie gehe ich mit dynamischen Inhalten von Nutzern oder dem CMS um, die nicht in eine einfache Form gepasst werden können?
All diese Einschränkungen führen zu dem Schluss, dass responsive Webseiten nicht von der pixelbasierten Bildschirmgröße abhängen sollten, sondern vom Element selbst bestimmt werden. Und genau hier kommen die drei vorher genannten CSS-Eigenschaften ins Spiel, um eine einheitliche Nutzererfahrung und modulare Layouts für alle Geräte zu schaffen, auch für solche ohne standardisierte Bildschirmgröße.
Beispiel: Die Karten eines Grids sollten sich abhängig von ihrem Parent-Element den verfügbaren Platz einteilen, anstatt gestaucht zu werden, bis der nächste Breakpoint erreicht ist.
Workarounds: CSS-Eigenschaften für responsive Layouts
Pixelbasierte Breakpoints sind wie Trainingsräder bei einem Fahrrad; anfänglich hilfreich, aber keine langfristige Lösung, wenn man zum Profi werden möchte. Der nächste Schritt besteht darin, über die nativen Einstellungen in Webflow hinauszuwachsen und mit CSS-Eigenschaften zu arbeiten, die Elemente basierend auf ihrer Containergröße anpassen.
Im Folgenden betrachten wir Flex-child, container-type: inline-size und grid-template-column, wobei jede Eigenschaft mit ihren Vorteilen, Nachteilen und Use Cases präsentiert wird.
Flex-Child: Flexible Größen in Flexbox-Layouts
Beginnen wir mit Flex-child, das ein Sammelbegriff für das Verhalten von Child-Elementen in Flexbox-Containern ist und die Eigenschaften flex-grow, flex-shrink und flex-basis umfasst. Mit dieser Einstellung bekommen die Elemente „elastische Fähigkeiten“ und passen sich dem verfügbaren Platz automatisch an, indem sie sich ausdehnen oder zusammenziehen.
Diese Eigenschaft ist der perfekte Einstieg in responsive Layouts, da sie bereits nativ in Webflow verfügbar ist und bei Bedarf mit eigenem CSS überschrieben werden kann.
Vorteile von Flex-Child
- Einfacher Einstieg: Nativ in Webflow verfügbar, oft ohne zusätzlichen CSS-Code
- Proportionale Layouts: Elemente skalieren eigenständig und proportional, unabhängig von Breakpoints
- Performance-Boost: Inhalte müssen nicht wiederholt gerendert werden, was kritische Zeit spart – vor allem auf Mobilgeräten
Nachteile von Flex-Child
- Limitierter Kontext: Die Eigenschaft Flex-child ist nur in Flexbox-Containern verfügbar und kann nicht für Grid- oder Block-Elemente verwendet werden.
- Unvorhersehbar: Ohne Einschränkungen für die minimale oder maximale Breite können Elemente zu stark wachsen oder schrumpfen.
Use Cases: Wann verwende ich Flex-child?
Flex-child eignet sich am besten für lineare, eindimensionale Layouts wie Navigationen, bei denen Komponenten ihre Größe horizontal oder vertikal basierend auf dem Parent-Element anpassen müssen. In komplexen, mehrdimensionalen Layouts hingegen sollte statt Flex-child ein Grid-Element verwendet werden, um mehr Kontrolle über die Anzeige zu behalten.
Container Queries mit Container-Type: Inline-Size
Als Nächstes betrachten wir die CSS-Eigenschaft container-type: inline-size, die in Webflow über Custom CSS auf Container-Elemente angewendet werden kann. Diese Einstellung verwandelt ein Div in ein „Query-Container“, wodurch Child-Elemente dessen Breite anstatt der Bildschirmgröße als Referenz nutzen können. Durch Snippets wie @container (min-width: 300px) können Komponenten somit dynamisch CSS-Eigenschaften erhalten und den Umständen entsprechend skalieren.
Vorteile von Container Queries
- Modulare Flexibilität: Komponenten skalieren basierend auf ihren eigenen Containern und sind unabhängig von Verschachtelung oder übergreifenden Breakpoints.
- Zukunftssicher: Alle modernen Browser unterstützen die Container-Query-Funktionalität.
Nachteile von Container Queries
- Lernkurve & Komplexität: Vor allem in Webflow kann das Aufsetzen von Container Queries unübersichtlich sein und erfordert ein umfassenderes Verständnis.
- Limitierte Dimension: Container Queries funktionieren primär für die Breite eines Elements. Sobald die Höhe als Referenz notwendig ist, müssen Block-Varianten verwendet werden.
Use Cases: Wann verwende ich Container Queries?
Container Queries sind besonders effektiv für Komponenten, die über die gesamte Webseite hinweg in verschiedenen Kontexten (mit unterschiedlichen Breiten) verwendet werden. Zum Beispiel bei der Erstellung modularer Komponenten in Webflow, damit der Kunde selbstständig Anpassungen vornehmen kann, dienen Container Queries als gute Maßnahme, um Probleme vorzubeugen.
Responsive Grids mit Grid-Template-Columns
Zu guter Letzt betrachten wir die CSS-Eigenschaft grid-template-columns, die die Struktur eines CSS-Grids durch Werte wie auto, fr oder minmax() dynamisch bestimmt. Mit dieser Eigenschaft passen sich Spalten automatisch basierend auf ihrem Content an den verfügbaren horizontalen Platz an. In Webflow nutzen wir das native Grid als Grundbaustein und fügen die Eigenschaft über “Custom Properties” hinzu, um flüssige Layout-Übergänge zu ermöglichen.
Vorteile von Grid-Template-Columns
- Anpassbarkeit: Spalten passen sich variabel an ihren Content an und verändern das Layout ohne pixelbasierte Breakpoints.
- Vielseitiger Nutzen: Grids sind effektiv für komplexe Layouts und profitieren von optimiertem Browser-Rendering, was Flex-child-ähnliche Funktionen für Grid-Elemente ermöglicht.
Nachteile von Grid-Template-Columns
- Code-basiert: Die notwendige Syntax der Eigenschaft kann vor allem für Einsteiger überwältigend wirken.
- Overkill: Besonders bei kleinen oder sehr großen Grids kann es zu Performance-Einbrüchen kommen, wenn zu viele unnötige Reihen automatisch generiert werden oder eine einfache Flexbox ausreichen würde.
Use Cases: Wann verwende ich Grid-Template-Columns?
Dynamische Grids zeigen ihre Stärken bei mehrdimensionalen Layouts wie Dashboards, Fotogalerien oder Formularen, bei denen die Content-Breite variiert. Damit bleiben sie die erste Wahl für Produktseiten und inhaltsorientierte Projekte, sollten jedoch für eindimensionale Komponenten durch Flexbox ersetzt werden.
Eine informierte Entscheidung für deine Projekte
Da jedes Projekt unterschiedlich ist und deines vielleicht nicht auf eines der oben genannten Beispiele zutrifft, habe ich einen Leitfaden erstellt, um dich schrittweise zur besten Methode zu führen:
- Anforderungen beurteilen: Brauche ich zwangsläufig eine CSS-Eigenschaft, oder reichen die nativen Webflow-Breakpoints aus?
- Methoden abwägen: Ist dein Layout linear (Flex-child), modular (Container Queries) oder mehrdimensional (grid-template-columns)?
- Bedingungen prüfen: Benötigt deine Webseite Unterstützung für sehr alte Browserversionen? Wie wichtig ist die Ladegeschwindigkeit für deine Webseite?
- Ausprobieren & anpassen: Nutze deine vorläufige Entscheidung und implementiere sie in Webflow. Verhält sich das Layout responsiv auf allen Bildschirmgrößen?
Best Practice: Die Kombination mehrerer Methoden kann in speziellen Fällen sinnvoll sein, sollte jedoch nicht übertrieben werden, damit du die Übersicht behältst.
Fazit
Pixelbasierte Breakpoints in Webflow bilden eine gute Grundlage für responsive Layouts, kommen jedoch mit einigen nennenswerten Einschränkungen. Durch die Verwendung zusätzlicher CSS-Eigenschaften wie Flex-child, Container Queries und grid-template-columns können diese Lücken geschlossen und dynamische Layouts für alle Bildschirmgrößen realisiert werden.
Falls du zusätzlich noch ein wenig üben möchtest, checke das Webflow-Cloneable zu allen drei Methoden aus. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Ressourcen & PDF-Zusammenfassung des Artikels
- Teste die drei Ansätze mithilfe des Übungs-Cloneables aus