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Produktivität
22.4.25

Der Showman‑Effekt: Gamification für Erwachsene

Notiz: Dieser Blogpost enthält Affiliate Links. Diese sind mit "*" gekennzeichnet

Jeder kennt das Gefühl, in einem Zyklus der Prokrastination gefangen zu sein. In diesem Moment wünscht man sich nur eine Sache: “Könnte nicht einfach jemand anders meine Probleme für mich lösen?”

Während eine kreative Lösung wie der “Showman”-Effekt zwar nicht das ist, was wir mit dieser Aussage meinen, zielt er genau auf dieses Ergebnis ab. Wieso nicht in die Rolle einer produktiven und selbstbewussten Person wechseln, um unsere alltäglichen Probleme zu meistern?

In den kommenden Kapiteln diskutieren wir, wieso “so tun, als ob” den eigenen Fokus verbessern kann und wie sich dieses Konzept spielerisch umsetzen lässt. Also … fangen wir gleich an und spielen die Rolle eines aufmerksamen Lesers :)

It is easier to act yourself into a new way of thinking, than it is to think yourself into a new way of acting.” — Millard Fuller.

Wieso funktioniert der Showman-Effekt?

Ähnliche wie der Pfad des geringsten Widerstands, macht sich der Showman-Effekt einige psychologische Kniffe zunutze, um uns von der Prokrastination in die Produktivität zu treiben. Im Folgenden beleuchten wir die drei interessantesten:

Eindeutige Erwartungen

Alltägliche Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind meist schwammig definiert und manchmal implizit. Bin ich für die Sauberkeit der Wohnung zuständig, nur weil ich hier lebe? Welche To-dos muss ich in diesem Fall beachten? Wann habe ich mein Ziel einer sauberen Wohnung erreicht?

Im Vergleich dazu werden unsere fiktiven Charaktere mit einem klaren Fokus geschaffen. Der Steuerbaron übernimmt die Knochenarbeit namens “Steuererklärung 2024” und Prof. Dr. Smart beschäftigt sich mit Bestnoten in der nächsten Klausurenphase.

Natürlich bleibt die Arbeit, Verantwortungen und Personas zu erstellen, weiterhin an dir hängen. Dennoch schaffen diese abgetrennten Bereiche zusätzlich Klarheit und Motivation.

Eine weitere Option, klare Erwartungen zu setzten, sind Neujahrsvorsätze. Warum diese nicht nur zu Beginn eines Jahres funktionieren, erfährst du hier: Erfolgreiche Neujahrsvorsätze: Ein praktischer Guide

Weniger Hemmungen

Oftmals blockieren Ängste und andere Hemmungen den Weg, wenn es darum geht, produktiv zu sein. Doch wenn wir eine Rolle schauspielern, können wir uns von diesen Problemen loslösen.

Das Rollenspiel lässt den Zusammenhang zwischen mentalen Blockaden und Fehlern verschwimmen. Nun handelt es sich nicht mehr um einen Fehler, den du gemacht hast, sondern um den des Charakters, den du aktuell vertrittst. Nicht du musst die nötige Überwindung aufbringen, sondern der Charakter - und wie wir wissen, ist dieser immer bereit zu performen.

Problem prallt an Schutzblase von Person ab und geht auf Showman-Persona über

Erhöhtes Selbstbewusstsein

Ein verändertes Aussehen, Mindset oder eine neue Verhaltensweise beeinflusst unser Selbstbewusstsein. Schließlich muss man sich keine Sorgen machen, wenn man optimal für die bevorstehende Aufgabe geeignet ist.

Vor allem Klamotten können als Auslöser fungieren, um unser Gehirn in den richtigen Modus zu versetzen. Sobald deine Uniform sitzt, geht der Kopf in den Arbeitsmodus und ist bereits für kommende Aufgaben und Herausforderungen gewappnet.

Beispiel:J.K. Rowling ist bekannt dafür, einen Schal (”Cloak of focus”) zu tragen, um konzentriert während des Schreibens zu bleiben.

Schritt für Schritt zur Showman-Persona

Genug Theorie. Nun befassen wir uns mit den spezifischen Aspekten, die eine alternative Persona lebendig wirken lassen und einen tatsächlichen Unterschied machen.

Erstelle deinen Charakter

Der wichtigste Schritt ist, ein Problem in deinem Alltag zu identifizieren, das du aus dem Weg räumen möchtest. Wie bereits zuvor erwähnt, funktionieren Rollen am besten, wenn sie klar definiert und auf das jeweilige Problem zugeschnitten sind.

Name & Eigenschaften

Zuerst brauchen wir einen Namen, um den Charakter ins Leben zu rufen. Dieser sollte in erster Linie ausgefallen oder beschreibend sein:

  • “Der Montags-Magier”
  • “Herr Mathe-Vorlesung”

Doch auch Sammelbegriffe können einen guten Effekt erzielen:

  • “Frau Fokus”
  • “Dr. Disziplin”
  • “Sport-Senator”

Je ausgefallener und memorabler, desto besser. Das Ziel ist nicht nur mehr zu erledigen, sondern ebenfalls etwas Spaß dabei zu haben.

Im Anschluss solltest du zwischen drei und fünf Charaktereigenschaften festlegen. Was soll diese Rolle repräsentieren? Welche Attribute hätte die optimale Person für diese Aufgabe?

Tipp:Eine spielerische Schwäche hinzuzufügen, kann der Glaubhaftigkeit eine zusätzliche Ebene verleihen. Behalte dabei jedoch den primären Zweck des Charakters im Hinterkopf, da dieser nicht beeinträchtigt werden sollte.

Zum Beispiel könntest du “Dr. Disziplin” die Pomodoro-Schwäche verleihen: Nach 50 Minuten Arbeit ist er ausgelastet und gezwungen für 10 Minuten zu regenerieren.

Signature-Look

Sowohl Kleidung als auch ausgewählte Accessoires tragen dazu bei, sich besser in die Rolle des Charakters versetzen zu können. Ein spezielles T-Shirt, eine Brille oder eine Mütze liefern gute Optionen, um ohne großen Aufwand eine Verkleidung auf die Beine zu stellen. Achte dabei auf die folgenden Aspekte:

  • Die “Verkleidung” sollte deutlich erkennbar sein und sich von alltäglichen Outfits unterscheiden
  • Halte es einfach. Ein vollständiges Kostüm von A-Z hängt mit Aufwand zusammen, der sich zu einem Grund für Prokrastination entwickeln könnte
  • Optional: Accessoires, die mit der Rolle übereinstimmen, erzielen einen stärkeren Effekt

Dabei ist es nicht nötig zu übertreiben. Bereits das Anziehen eines Hemds und einer Anzughose, obwohl man sich im Home-Office befindet, löst die entsprechende “Es ist Zeit zu arbeiten”-Reaktion in unserem Gehirn aus.

Beispiel:Steve Jobs trug jeden Tag dasselbe Outfit. Und während der “Showman”-Effekt wahrscheinlich wenig damit zu tun hatte, entwickelte sich die ikonische Rollkragen-Jeans Kombination schnell zu seinem Signature-Look.

Verbales Motto

Dieser Aspekt benötigt wahrscheinlich am meisten Überwindung. Ein schnelles, laut gesprochenes Mantra wie “3-2-1-Go” ist die beste Option, final das gewünschte Verhalten einzuleiten.

Daher solltest du dir ebenfalls ein Motto ausdenken, das du als finalen Schritt der “Transformation” aussprichst, bevor es mit der Tätigkeit losgeht. Aus psychologischer Sicht ist vor allem das Herunterzählen “3-2-1” eine effektive Methode. Andernfalls sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Beispiel:Matthew McConaughey nutzt regelmäßig sein eigenes Mantra “Alright alright alright” (Am besten in seiner Tonalität lesen), um sich in eine Filmrolle zu versetzen.

Mache deine Bühne frei

Nicht nur der Charakter selbst hat einen Einfluss auf unsere Psychologie, sondern auch unsere “Bühne” — das Umfeld.

Angepasste Umgebung

Analog zu unserem Aussehen, versetzt auch eine veränderte Umgebung das Gehirn in die richtige Einstellung. Während es am sinnvollsten wäre, Arbeit je Rolle strikt zu trennen, ist dies in den meisten Fällen nur schwer möglich.

Eine realistische Lösung ist es daher, mit ausgewählten visuellen Reizen wie Arbeiten:

  • Ein verändertes Hintergrundbild auf dem Computer, wenn du im “Arbeitsmodus” bist
  • Ein spezieller Stift, den du nur als Teil deiner Rolle verwendest
  • Unterschiedliche Dekoration oder Beleuchtung
  • Ein klar sichtbarer Pomodoro-Timer

Musikalische Unterstützung

Das wiederholte Hören einer bestimmten Playlist — am besten Lofi oder Binaural Beats — beeinflusst unseren Zustand ebenfalls. Sie dient als ein weiteres Merkmal für das Gehirn, in eine Arbeitsphase überzugehen.

Hinweis:Deine Musik sollte möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich ziehen, damit der Fokus bei der Tätigkeit liegt. Daher ist z.B. Lofi eine bessere Alternative als das neue TheWeeknd-Album.

Und Action! Das Drehbuch deiner Performance

Nun sind wir mit allen Schritten vertraut, um den Showman-Effekt als Produktivitätsstrategie zu benutzen. Dein täglicher Workflow könnte also wie folgt aussehen:

1. Der tägliche Auftakt

Beginne mit deinem täglichen Mini-Ritual: Ziehe dein “Kostüm” an, lege deine Musik auf und versetze dich in den richtigen mentalen Zustand, um durchzustarten.

2. Spielerisch produktiv

Fühle dich in deine Rolle hinein und starte mit der ersten Aufgabe. Nach nur einer kurzen Weile findest du dich im Flow-Zustand wieder und die To-dos erledigen sich fast wie von selbst.

Falls du Schwierigkeiten hast, kannst du ebenfalls versuchen, in der Öffentlichkeit zu arbeiten. Vor allem Cafés oder Bibliotheken bieten sich für diesen Zweck besonders gut an.

3. Das wöchentliche Finale

Zum Ende jeder Woche empfehlen wir, ein wenig Zeit zum reflektieren einzubauen. Schaffe dir eine Übersicht, welche Dinge gut funktioniert haben und wo noch Verbesserungspotenzial vorliegt. Aber am allerwichtigsten - klopfe dir selbst auf die Schulter, wenn du Fortschritt gemacht hast.

Durch diesen Abschluss fühlt sich die Produktivitäts-Reise immer ein wenig erfüllender und abgeschlossener an.

Häufige Fehlerquellen und wie man diese umgeht

Manchmal hat sogar Spaß einige Nachteile. Daher gehen wir im Folgenden auf einige Probleme ein, auf die du bei deiner Schauspiel-Aktion stoßen könntest.

Overkill oder Ablenkungen

Einen eigenen Charakter zu erstellen und zu realisieren, kann sehr viel Spaß machen. Manchmal sogar zu viel Spaß, sodass mehr Zeit mit dem Vorbereiten der neuen Rolle verbracht wird und tatsächliche Aufgaben unerledigt bleiben. Schließlich ist die Grundidee weiterhin (über Umwege) produktiv zu sein und keine Mini-Theater Produktion aufzuziehen.

Halte deinen Aufwand dementsprechend simpel und schraube ihn ein wenig zurück, falls er bereits viel Zeit beansprucht.

Authentizitäts-Burnout

Auch eine “andere” Person zu sein, ist anstrengend. Während deine Rolle sehr gut für ausgewählte Aufgaben sein mag, benötigst du immer noch Zeit, du selbst zu sein.

Deswegen solltest du regelmäßige Pausen einplanen, in denen du dich von dem Charakter lösen kannst und kurz durchatmest. Vertrete dir die Füße, schaue eine Anime-Folge oder genieße die Stille ein wenig.

Im Anschluss kannst du wieder deinen vollen Fokus auf die nächste Aufgabe richten.

Widerstand von Mitmenschen

Um ehrlich zu sein, werden Kollegen oder Mitbewohner wahrscheinlich eine verwunderte Miene ziehen, sobald du mit einem Umhang am Schreibtisch sitzt.

Unabhängig davon, ob sie dich als verrückt abstempeln oder dein Experiment unterhaltsam finden, hilft es exakt diese Menschen aufzuklären und über den Hintergrund zu informieren. Mit ein wenig Überzeugungskraft treten sie vielleicht sogar deiner Scharade bei.

Verliere das Ziel nicht aus den Augen

Behalte immer das ursprüngliche Ziel im Hinterkopf: Deine Rolle sollte dir helfen produktiv zu sein und Resultate erzielen. Falls sich deine Ziele zur Hälfte des Jahres ändern, dann sollten sich deine Rollen ebenfalls entsprechend evolvieren.

Vielleicht wird dein Charakter etwas analytischer in der Vorgehensweise oder stützt sich fortlaufend nur noch auf wissenschaftliche Arbeiten, um ein recherchelastiges Projekt abzuschließen.

Während diese Nachteile unterschiedlich ins Gewicht fallen, können sie mit ein wenig Feintuning überwunden werden. Teste kleine Anpassungen, betrachte die Resultate und entscheide im Anschluss über die langzeitige Machbarkeit. Das Spielen einer Rolle kann weiterhin eine spielerische und zugleich hocheffektive Methode für mehr Produktivität bleiben.

Fazit

Der Showman-Effekt ist ein Geniestreich, bei dem eine Rolle als Lösung für mentale Blockaden genutzt wird. Durch die gezielte Inszenierung eines Charakters durch Attribute und Klamotten können Versagensangst und Prokrastination durch Motivation und Produktivität ersetzt werden.

Und nach dem ersten Durchlauf wirst auch du erkennen, dass “so tun, als ob” sehr reale Resultate mit sich bringen kann.

Häufig gestellte Fragen

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Praktische Tipps & PDF-Zusammenfassung des Artikels

  • Erstelle deine erste Showman-Persona
  • Suche 3 Gegenstände, die dir helfen, dich in deinen Charakter hineinzuversetzen
Zusammenfassung
Tobi H.

Wissenschaftler & Content manager im EfficiencyLab

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